Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Sehr geehrte Damen und Herren, einen schönen guten Abend. Ich darf Ihnen heute vorstellen,
die vierte industrielle Revolution, eine Ingenieurwissenschaftliche Perspektive,
wobei ich beginnen werde mit einer kurzen Einleitung, die die Sachlage motiviert, werde dann einmal
mich mit dem Begriff Industrie 4.0 auseinandersetzen, erläutern, welche technologischen Treiber hinter
diesem neuen Ansatz stecken, welche aktuellen Entwicklungen es in der Industrie gibt und dann
auf das von mir so geliebte Kernthema der Umformtechnik eingehen, indem ich verdeutliche,
welche Potenziale es auch in der Umformtechnik gibt. Natürlich werde ich mit einer kurzen
Zusammenfassung und Ausblick den Vortrag beenden. Die Motivation für Forschung im Umfeld der
Fertigungstechnologie ist getrieben durch das Interesse an steigenden Produktvielfalten,
an einer Individualisierung von Produkten, was bis vor wenigen Jahren stets deutlich wurde über
den Automobilbau. Denkt man dabei zurück, vor circa 20, 30 Jahren gab es bei Automobilherstellern
eine Palette von 3, 4, 5 Fahrzeugen. So schaut man dagegen in das Jahr 2016 am Beispiel des
Hauses Audi, dann sieht man hier einen Ausschnitt über die Produktpalette, der doch schon deutlich
größer ist und verdeutlicht, welche Wünsche hinsichtlich einer Produktvielfalt und Individualisierung
wir Kunden haben. Ein fast noch besseres Beispiel aus der heutigen Zeit wäre die Elektronikproduktion,
denn auch dort wird dieser Wunsch nach Vielfalt und Individualität immer deutlicher und dies vor
allem in noch kürzeren Produktlebenszyklen. Während wir im Automobilbau Zyklen noch von
circa drei Jahren haben, bis es zu einer ersten Überarbeitung, einem sogenannten Facelift eines
Fahrzeuges kommt, verzeichnen wir in der Elektronikproduktion zum Beispiel bei Mobiltelefonen
sehr kurze Produktlebenszyklen von letztendlich einem Jahr bis dann schon die nächste Variante
des Produktes auf den Markt kommt. All das muss heutzutage betrachtet werden, zusammen mit ökologischen
Randbedingungen und einem steigenden Verständnis in der Bevölkerung für die Randbedingungen,
die aus Sicht des Schutzes unserer Ressourcen und unseres Planeten gelten und müssen somit
rein aus Sicht der Industrie und damit der Wirtschaft realisiert werden unter Aspekten
eines stetigen Drucks hin zu Kosteneinsparungen, was bedeutet, dass die Prozesse selbst einerseits
möglichst kurz gestaltet sein müssen, andererseits so robust wie möglich und das ist aus meiner
Sicht einer der wichtigsten Punkte mit einer hohen Materialeffizienz versehen sein müssen,
denn wenn man sich einmal die Energiekette ansieht von verschiedensten Produkten, dann fällt auf,
dass immer für die Primärerzeugung des verwendeten Materials der größte Energieverbrauch
anfällt und somit gilt es genau hier anzugreifen. Wenn man das Ganze vor dem industriellen Alltag
als Hintergrund betrachtet, dann kann man sehr gut erkennen, dass wir über die letzten Jahre und
Jahrhunderte vier Stufen der industriellen Revolution erlebt haben. Man kann es sehr gut
am Beispiel der Urformtechnik, Paradebeispiel das Gießen oder den Bummformen, dem Schmieden
verdeutlichen, das sind die Technologien, die die Menschheit als erstes genutzt hat und dann
auch eingesetzt hat. Allerdings begonnen einige tausend Jahre vor Christi Geburt und das Ganze
ohne große Veränderungen bis circa vor zwei, dreihundert Jahren. Erst Ende des 18. Jahrhunderts
begann man mit der sogenannten ersten industriellen Revolution. Das war damals der Moment, als man
erkannte, dass man die menschliche Kraft, die definitiv die Fertigung limitierte, ersetzen kann
durch einen Dampfantrieb oder durch Wasserkraft. Und dabei entstand 1784 der erste mechanische und
dampfkraftbetriebene Webstuhl und das ist somit der Beginn eigentlich der Industrialisierung. Man kann
dazu auch passende Maschinen aus dem Bereich der Umformtechnik finden, aber so ein Webstuhl ist
etwas, worunter sich jeder etwas vorstellen kann und auch weiß, wie wichtig diese Produkte sind.
Ab da hat es dann keine mehreren tausend Jahre gedauert, sondern nur 100, bis wir die zweite
Stufe einer industriellen Revolution erlebt haben. Und diese zweite industrielle Revolution ist bei
den meisten Menschen im Gedächtnis mit Henry Ford verbunden. Henry Ford gilt an vielen Orten als der
Erfinder der Massenproduktion durch eine Fließbandarbeit, obwohl auch er nur Anleihen genommen hat,
in einem anderen Umfeld, nämlich dem Ausnutzen der Arbeitsteilung durch eine elektrische Energie,
die zugeführt wird über Fließbänder, damit die Arbeit erleichtert. Und wie Sie es auf diesem
Bild hier sehen können, hier haben wir tatsächlich die Erstanwendung. Das war ein Schlachthof in
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:44:45 Min
Aufnahmedatum
2016-12-01
Hochgeladen am
2016-12-12 09:24:17
Sprache
de-DE
Frau Prof. Dr. Merklein erklärt in dieser einführenden Veranstaltung die wesentlichen Aspekte der vierten Stufe der industriellen Revolution. Ausgehend von den technologischen Treibern werden auch die aktuellen Entwicklungen in der Industrie dargestellt und insbesondere die Potentiale in der Umformtechnik beleuchtet.